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Der Ort Marzoll

Marzoll ist ein Ortsteil von Bad Reichenhall im Landkreis Berchtesgadener Land in Bayern. Der Ort liegt nordöstlich der Stadt direkt an der Grenze zum Salzburger Land in Österreich. Die bis 1978 selbständige Gemeinde besteht im Wesentlichen aus den Ortschaften Marzoll, Türk, Schwarzbach und Weißbach.

An öffentlichen Einrichtungen gibt es eine Grundschule und einen Kindergarten. Die Pfarrei St. Valentin wird vom Stadtpfarrer von St. Zeno in Bad Reichenhall betreut. Wirtschaftlich bedeutsam sind die Produktionsanlagen des Mozartkugel-Herstellers Reber Confiserie. Sehenswert sind in Marzoll vor allem das Schloss Marzoll (Inneres nur mit Führung zugänglich) und die Kirche Sankt Valentin Marzoll.

Geschichte von Marzoll

Marzoll mit seiner dreitausendjährigen Geschichte steht auf altem Kulturboden, was durch seine zahlreichen Bodenfunde aus der Hügelgräber – Bronzezeit (um 1300 v. Chr.), der Urnenfelder (um 1000 v. Chr.) und aus römischer Zeit bestätigt wird.

Der Name marciolae (ad marciolas, de marciolis) weist auf römischen Ursprung hin. Die Ausgrabung einer Villa mit Mosaikfußboden und der von einem römischen Personennamen abgeleitete Ortsname belegen die römerzeitliche Besiedlung von Marzoll. Die römische Siedlung hat vom frühen 1. bis ins 3. Jahrhundert bestanden.Marzoll lag an einer ziemlich gradlinigen Straßenverbindung von Juvavum (Salzburg) nach dem römischen Bad Reichenhall.

Die Siedlung überstand die Zeit der Völkerwanderung und wurde nach der Entstehung des Herzogtums Baiern im 6. Jahrhundert, im Jahre 790 mit der Nennung der Kirche “ad marciolas” erstmals urkundlich erwähnt.

In der letzten Phase der Ablösung des Salzburger Landes von Bayern in den Jahren 1275 bis 1328, blieb das nur 10 km von Salzburg entfernte Marzoll im Herrschaftsbereich des bayerischen Herzogs.

Um 1484 erhielt die Reichenhaller Patrizierfamilie Fröschl die Hofmarksrechte (niedere Gerichtshoheit) über Marzoll. Das bedeutendste Mitglied dieser einflussreichen Familie dürfte Wiguleus Fröschl von Marzoll (1445-1517) gewesen sein, der es bis zum Fürstbischof von Passau brachte. Bis 1536 errichteten sich die Fröschl einen Familiensitz in einem neuen, aus Italien kommenden Baustil, der “Renaissance”. Die Schlossanlage in Form eines kubischen Baukörpers mit vier Ecktürmen war die erste ihrer Art in Bayern.

In diese Zeit fällt auch die Entstehung einer bedeutenden Wallfahrt zum Heiligen Valentin in der Marzoller Kirche. Sie geht auf ein Wunder im Jahre 1496 zurück, bei dem ein Kind von der Epilepsie geheilt worden sein soll. Die Wallfahrt, bei der vor allem lebende schwarze Hennen geopfert wurden, erreichte später im 17. und 18. Jahrhundert ihre höchste Blüte und kam nach der Aufklärung zum Erliegen.

Von 1605 bis 1788 war die Hofmark Marzoll im Besitz der Salzburger Familie Lasser von Lasseregg. Das Wappen des Ortes zeigt Schloss Marzoll und drei grüne Kleeblätter. Das Stammwappen der Herren zu Lasseregg, die einmal die Herrschaft über Marzoll innehatten. 1798 fielen die Hofmarksrechte an das Kurfürstentum Bayern. Als Nachfolger des Barons von Laßberg besaßen die Freiherrn von Aretin das Schloss ab 1834. Die Freiherrn von Malsen, ab 1837 Besitzer des Schlosses, ließen die Renaissance-Kuppeln der vier Türme abtragen und durch Zinnen im Stil der Neugotik ersetzen. (vergl. Hohenschwangau u. Possenhofen)

Die sich im 19. Jahrhundert langsam entwickelnde Gemeinde Marzoll war von jeher durch die Landwirtschaft geprägt. Zeugen der über Jahrhunderte gewachsenen bäuerlichen Kultur sind neben der Kulturlandschaft vor allem erhaltene historische Bauernhöfe. Durch die Ausweisung von Landschaftsschutzgebieten in den 1970er Jahren konnten wertvolle Tier- und Pflanzenarten, aber auch die reizvolle Landschaft bis heute erhalten werden. Mit der Eingemeindung von Marzoll nach Bad Reichenhall im Jahre 1978 endete die Eigenständigkeit der Gemeinde.